Die Mühle
Die Tüshaus-Mühle ist eine Wassermühle. Sie liegt am südlichen Rand des Waldgebiets Üfter Mark, wo das Wasser des Hammbachs von Rhade kommend zum Mühlenteich gestaut wird.
Die Herren von Lembeck, die in ihrer „Herrlichkeit Lembeck“ das Wasserrecht innehatten, verpachteten 1615 eine vom Wasser des Hammbachs angetriebene Walkmühle an einen gewissen Tuschhaus. Die Mühle war jedoch nicht der erste Bau an dieser Stelle, da sie auf älteren Fundamenten aufgebaut wurde. In der weitläufigen Heidelandschaft der Umgebung wurden vor allem Schafe gehalten. Die Wolle wurde in der Tüshaus-Mühle von einem Hammerwerk gewalkt und als Filzstoff an die Tuchmacher der Region zur Weiterverarbeitung verkauft. In den Abrechnungsbüchern stehen beispielsweise Kunden aus Wesel, Recklinghausen, Westerholt, Dülmen, Münster und Dinxperlo. Im 19. Jahrhundert wurde mit dem Rückgang der Schafhaltung der Betrieb der Walkmühle jedoch zunehmend unrentabel, sodass die Müller Lüer und Kleine Pecklum 1880 zum letzten Mal Stoffe walkten.
Die Mühle war jedoch schon 1752 aufgestockt und um ein zweites Mühlrad erweitert worden, so dass sie seit 1754 dem Pächter Joan-Heinrich Tüshaus auch als Ölmühle diente. Das Öl wurde dabei vor allem aus den Raps– und Leinsamen der umliegenden Felder gewonnen. 1880 war Albert Brosthaus der Ölmüller, ihm folgten Dumpe und Schetter. Die alten Anlagen der Ölmühle wurden 1914 durch eine moderne Hydraulikölmühle ersetzt, die das Öl mit 350 atü aus den Samen presste. Der Betrieb der Ölmühle wurde aus wirtschaftlichen Gründen um 1948 eingestellt.
1890 hatte der Pächter Heinrich Tüshaus die Mühle vom Grafen von Merveldt gekauft. Im gleichen Jahr ließ er eine Getreidemühle mit zwei Mahlgängen im ausgebauten Dachgeschoss einbauen. Das alte Mühlrad wurde dabei durch eine moderne Francis-Turbine ersetzt. Der erste Kornmüller hieß Kemper, ihm folgte Gerhard Böing. Unter dem wirtschaftlichen Druck der Großmühlen gab der Besitzer Hermann Tüshaus 1970 auch den Betrieb der Getreidemühle auf.
Damit wurde auch der 1908 eingebaute elektrische Generator abgestellt, der bei einer Gleichspannung von 110 Volt eine Leistung von 22 Kilowatt geliefert hatte. Der Strom wurde zuvor für die Mühlengebäude, die Müllerwohnung, den benachbarten Tüshaus-Hof mitsamt einer Brennerei sowie für das Festzelt des Schützenfestes und die Kirche genutzt.
Restaurierung als Denkmal
Im Februar 1982 kamen Vertreter des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, der Oberen Denkmalbehörde und der Stadt Dorsten zu einem Ortstermin zur Tüshaus-Mühle. Die Mühle mit ihrer wechselvollen Geschichte und verschiedenen Nutzungsformen wurde für einmalig und erhaltenswert befunden. Da für einen Mühlenbetrieb zahlreiche Teile der Technik eigens angefertigt werden mussten, bot sich der Müller Johannes Böing an, die Mühle zu restaurieren. Er hatte in den letzten Betriebsjahren der Tüshaus-Mühle den Beruf des Müllers bei seinem Vater Gerhard Böing gelernt und arbeitete in der Mühle Mense in Dorsten-Hervest. Mit der Zusage der Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen begann im Herbst 1983 die Restaurierung des Mühlengebäudes. Der Eigentümer Hermann Tüshaus verpachtete die Mühle 1984 an die Stadt Dorsten. 1985 waren die Arbeiten am Bau abgeschlossen, die Restaurierung der Mühlentechnik dauerte an. 1986 wurde die Tüshaus-Mühle als technisches Kulturdenkmal anerkannt. Der Museumsbetrieb der Mühle wurde 1987 aufgenommen. Die Stromanlage von 1908 wurde 1989 von der VEW AG restauriert. Hans Böing restaurierte und betreute die Mühle für 30 Jahre. In 2011 übergab er dieses Amt aus Altersgründen an Thomas Gerling (Fotos), der seither für buchstäblich viel frischen Wind um die Tüshaus Mühle gesorgt hat: zusammen mit eifrigen Helfern wurde das Gebäude in einer Großaktion gründlich freigeschnitten und nach altem Vorbild auch wieder eine Mühlenwiese angelegt. Unter der Trauerweide auf neuen Bänken sitzend hat man nun auch den Blick von unten auf die Mühle und das alte Mühlenwehr. (Fotos)
Am 01.08.2014 wurde der Mühlenverein gegründet, dessen Mitglieder sich nun für den Erhalt der der Mühle und für eine lebendige Beziehung dieses Standortes mit den Menschen von Nah und Fern einsetzen. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat, möge sich melden unter: tueshaus-muehle@mail.de
An jedem 1. und 3. Sonntag im Monat und auf Anfrage finden Führungen in der Tüshaus-Mühle statt. Zu besonderen Anlässen wie dem alle zwei Jahre stattfindenden Mühlenfest, dem Tag des offenen Denkmals oder dem Deutschen Mühlentag der DGM wird die einzige voll funktionsfähige Wassermühle Nordrhein-Westfalens einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Das Backhaus
Das Backhaus vor der Tüshaus-Mühle in Deuten stand ehemals auf dem Hof Punsmann, früher Bußmann, im Emmelkamp. Die Familie Bußmann hatte den Hof 1843 von Johann Hühnerschulte und seiner Frau Marianne Marienborn, die nach Amerika auswanderten, erworben.
Das Alter des Backhauses wird auf 200 Jahre geschätzt. Die heute sehr seltene Bauart mit dem offenen Rauchabzug durch den Backraum war vor 200 Jahren ein in dieser Gegend üblicher Ofen. Bis 1977 wurde in diesem Backhaus noch regelmäßg Brot gebacken. Danach wurde es als Abstellraum, Hühnerstall und Hundehütte genutzt.
Im Jahre 1989 schenkte Ludger Punsmann das Backhaus dem Heimatverein Deuten. Sorgfältig wurde das mittlerweile baufällige Gebäude in seine Einzelteile zerlegt. Auf seinem heutigen Platz, den Hermann Tüshaus kostenlos zur Verfügung stellte, wurde das Backaus von den Mitgliedern des Deutener Heimatvereins in ca. 2000 Arbeitsstunden fast originalgetreu wieder aufgebaut.
Auf dem Mühlenfest am 22. September 1991 wurde das Backhaus von Herrn Pfarrer Frindt eingesegnet. Seitdem wird hier zu bestimmten Anlässen wieder Brot gebacken.